#nachgefragt: Maik im Interview mit claimBuddy

Chatbot

Bereits während seiner Studienzeit trieb Amin Khoshandam, Gründer und Geschäftsführer der claimbird GmbH, die Frage umher, „warum insbesondere Versicherern die Digitalisierung so schwerfällt“. Schließlich war es eine negative Erfahrung mit einem Schadenereignis im privaten Umfeld des Wirtschaftsingenieurs, die ihn gemeinsam mit seinen aus der Studien- bzw. Schulzeit bekannten Kollegen Dr. Christoph Schwarzbach und Christian Geffke dazu bewegte, claimBuddy ins Leben zu rufen. Seit 2018 können Versicherungsunternehmen nun ihr Schadenmanagement von der Schadenmeldung bis hin zur Abwicklung mit der Unterstützung von claimBuddy digitalisieren.

 

Was machst du morgens als Erstes, wenn du ins Büro kommst?

Ich mache zunächst immer einen Umweg zur Kaffeemaschine und gieße die Blumen, bevor ich den Rechner starte.

Zum Gründerteam von claimBuddy gehören neben dir auch noch Christoph und Christian. Wie habt ihr euch kennengelernt und wie ist die Idee zu eurem Start-up entstanden?

Während meiner Studienzeit habe ich als studentische Hilfskraft am Institut für Versicherungsbetriebslehre an der Uni Hannover gearbeitet. Christoph ist dort seit vielen Jahren als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig und beschäftigt sich mit Digitalisierungsthemen in der Versicherungswirtschaft. Wir haben oft darüber diskutiert und uns gefragt, warum insbesondere Versicherern die Digitalisierung so schwerfällt. Nach einem Schadenereignis in meinem privaten Umfeld und einer endlosen Wartezeit bis zur Regulierung ist mir die Idee gekommen, diesen damals noch sehr analog geführten Prozess zu beschleunigen. Dies war der Grundstein für claimBuddy. Christian kannte ich noch aus der Schulzeit. Er hat sich in seinem BWL-Studium viel mit Entrepreneurship und Start-ups beschäftigt und ich konnte ihn nach ein paar Gesprächen von claimBuddy überzeugen, sodass unser Gründerteam schnell aufgebaut war.

Mit claimBuddy digitalisiert ihr das Schadenmanagement von der Schadenmeldung bis hin zur Abwicklung. Worin besteht der Anreiz für Versicherungsunternehmen mit euch zusammenzuarbeiten? Können die traditionellen Versicherer das nicht selbst auch umsetzen?

Viele Versicherer leiden in ihren IT-Abteilungen unter einer sehr hohen Auslastung, auch bedingt durch die Komplexität ihrer Systeme. Langfristige Projekte, beispielsweise die Anwendung von maschinellem Lernen zum Aufbau einer KI, erfordern viel Knowhow, Geduld, Kapazitäten und Investitionen. Dies trifft insbesondere auf kleinere und mittelgroße Unternehmen zu. Wir haben unsere Software modular aufgebaut und dabei stets die Integrierbarkeit in die IT-Systeme der Versicherer berücksichtigt, um die IT-Abteilungen der Versicherer zu entlasten und hier Anreize gegenüber einer langwierigen Eigenentwicklung zu schaffen.

Worin bestehen die Herausforderungen bei der Integration eures Produkts in die bestehenden (oft veralteten) IT-Systeme der Versicherer?

Eine wesentliche Herausforderung besteht in der Anbindung über entsprechende Schnittstellen. Hier findet man eher selten irgendwelche Standards, sodass teilweise individuelle Lösungen erforderlich sind. Hier haben wir unsere Produkte bewusst sehr flexibel gehalten und können bspw. sowohl „on premise“ als auch in der Cloud unsere Lösung anbieten. Bzgl. möglicher Standards sehen wir die Entwicklung in Bezug auf die Normierung und Standardisierung von Prozessen mittels BiPRO als positiv an. Allerdings dauern die Abstimmung und dann die entsprechende Implementierung in den einzelnen Unternehmen schon sehr lange, sodass die Schnittstellenproblematik erst auf lange Sicht eine geringere Rolle spielen wird.

Eure Software beinhaltet u. a. einen Chatbot für die Aufnahme der Schadenmeldungen. Werden wir zukünftig nur noch Chatbots in der Kundenkommunikation vorfinden bzw. wo siehst du die Grenzen dieser Technologie?

Wir sehen den Chatbot als wichtigen Bestandteil der Kundenkommunikation im Schadenfall, da insbesondere junge Versicherungsnehmer digitale Hilfsangebote erwarten und durch den täglichen Umgang mit Messaging-Apps mit dem Chat als Kommunikationskanal vertraut sind. Die Nutzungsraten des claimBuddy in bestehenden Projekten bestätigen uns darin. Chatbots eignen sich insbesondere für standardisierte und weniger komplexe Prozesse, beispielsweise zur Abbildung einfacher Fragen oder Formulare. Insbesondere bei komplexen Sachverhalten oder Schadenfällen wird ein Chatbot den qualifizierten Sachbearbeiter oder Schadengutachter nicht ersetzen können.

Mit einer neuen Finanzierungsrunde würdet ihr…?

...unseren claimBuddy mit noch mehr Künstlicher Intelligenz ausstatten. Aktuell optimieren wir unsere Bilderkennung im Kfz-Bereich, um in wenigen Minuten eine qualifizierte Schadendiagnose und ungefähre Bewertung des Schadens zu erreichen. Versicherer können so abschätzen, ob der Schaden beispielsweise noch von einem Gutachter bewertet werden muss oder ob der Schaden direkt reguliert werden kann. Wir arbeiten aber auch schon an KI-Lösungen für andere Sparten wie Privathaftpflicht oder Gebäude, da wir auch hier großes Automatisierungspotenzial, insbesondere im Bereich der Plausibilisierung und Betrugsprävention, sehen.

Und zum Schluss: Wo steht claimBuddy in 5 Jahren?

Wir sehen uns heute als Technologiepartner der Versicherer für den Aufbau, die Optimierung und die Weiterentwicklung des digitalen Schadenmanagements. Wir möchten mit unserer Technologie einen Beitrag leisten, Prozesse bei den Versicherern zu optimieren, diese zu entlasten, aber gleichzeitig auch dem Versicherungsnehmer und Kunden das Gefühl zu vermitteln, dass eine Schadenmeldung und Abwicklung keine Kopfschmerzen mehr bereiten muss, sondern eine angenehme Erfahrung werden kann.

Wenn wir einen Teil der Versicherer hierzulande von claimBuddy überzeugt haben, werden wir unsere Lösung auch im europäischen Ausland vermarkten.

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